Zu einer Fahrradtour der etwas anderen Art lädt der ADFC Freising am Samstag, den 10. Mai 2025 ein. Mit einem radverkehrspolitischen Fokus werden bei der Radtour rund um die Stadt Freising Lücken in Radwegeverbindungen angefahren und der Planungs- bzw. Umsetzungsstand angesprochen. Im Mittelpunkt stehen dabei vor allem Verbindungen zu den Ortsteilen und den Nachbargemeinden.
Das Motto der Tour lehnt sich an das bekannte Lied zum alltäglichen Stoßseufzer vieler Radfahrer:innen von Jan Böhmermann an. Dementsprechend werden dabei klassisches Freizeitradeln und radverkehrspolitische Aspekte kombiniert.
Auf einer Fahrt rund um Freising sollen seit langem in der Diskussion befindliche Lückenschlüsse von Radwegeverbindungen vor allem in die Ortsteile und zu den Nachbargemeinden angegangen werden. Diese werden von den Anwohner:innen bzw. Nutzer:innen oftmals bereits seit vielen Jahren gefordert und sind zum großen Teil auch Gegenstand des Radentscheid Freising gewesen. Trotz vieler Versprechungen von Seiten der Stadt und des Landkreises, zeichnen sich aber keine zügigen Realisierungen ab. Vielmehr werden die Maßnahmen – nicht zuletzt wegen der knappen kommunalen Haushaltslagen – jedes Jahr wieder auf eine noch längere Bank geschoben.
Bereits seit vielen Jahren von den Anwohner:innen gefordert: Radweg nach Sünzhausen (von Vötting) Quelle: Andreas Kagermeier
Die Probleme der unterschiedlichen Zuständigkeiten werden auf der Tour genauso angesprochen, wie landespolitische Rahmenbedingungen und weiterer Constraints.
Der ADFC Freising lädt alle interessierten Bewohner:innen Freisings herzlich zum Mitradeln ein.
Die Tour wird voraussichtlich auch von Vertreter:innen des Radentscheid Freising begleitet.
Mittlerer Schwierigkeitsgrad mit ca. 55 km Streckenlänge und etwa 300 Höhenmetern.
Start ist um 9:30 Uhr an der Hauptgeschäftsstelle der Freisinger Bank in Freising, Münchner Str. 2, 85354 Freising. Rückkehr ist gegen 17 Uhr.
Gemeinsame Pressemittteilung von ADFC und VCD zur AGFK-Mitgliedschaft des Landkreises Freising
10.04.2025
Da beschließt der Kreistag im Landratsamt einstimmig, dass auch unser Landkreis Mitglied der Fahrradfreundlichen Kommunen in Bayern e.V. (AGFK) wird, wie schon hunderte andere bayerische Gemeinden und Landkreise. Und nun blockiert eine knappe Mehrheit im Planungsausschuss das erforderliche Umsetzungs-Maßnahmenpaket und riskiert damit den Rauswurf aus der gemeindeübergreifenden Zusammenarbeit. ADFC und VCD kritisieren dieses Vorgehen scharf und fordern zugleich eine umgehende Kurskorrektur.
In seiner Sitzung vom 3. April 2025 hat der Ausschuss für Planung und Umwelt des Kreistages nach intensiver und heftiger Diskussion mit knapper Mehrheit gegen die nächsten Schritte in Richtung fahrradfreundlicher Landkreis ausgesprochen. Dies kann bedeuten, dass der Landkreis dann auch wieder aus der Arbeitsgemeinschaft „Fahrradfreundliche Kommunen in Bayern e. V. (AGFK Bayern) austritt, bzw. nicht als dauerhaftes Mitglied aufgenommen wird.
Der Kreistag hatte sich 2021 einstimmig für die Mitgliedschaft in der AGFK Bayern entschieden. Nach einer ersten Bereisung durch die AGFK im Herbst 2022 wurde der Landkreis sozusagen ein Mitglied „auf Probe“. Im Herbst 2026 steht dann die sog. Hauptbereisung an, bei der entschieden wird, ob ausreichend Fortschritte in Richtung Fahrradfreundlichkeit gemacht worden sind und der Landkreis dauerhaft Mitglied in der AGFK sein kann. Dies droht nun zu scheitern.
Denn für die dauerhafte Mitgliedschaft in der AGFK sind Mindestkriterien zu erfüllen: Der explizit geforderte Radverkehrsbeauftragte ist seit Sommer 2024 aktiv und hat nun ein Umsetzungspaket zur Erfüllung der Kriterien im Planungsausschuss vorgelegt. Dies sind:
die Beauftragung eines Radverkehrskonzeptes für durchgängige Routen im Landkreis,
die Einrichtung eines Runden Radltisches,
die Erstellung eines Winterdienstplans für Radwege in der Zuständigkeit des Landkreises
die Ausarbeitung eines Beschilderungskonzeptes
Dieses Paket wurde von einer knappen Mehrheit der Ausschussmitglieder abtgelehnt.
Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) Freising e. V. und der Verkehrsclub Deutschland (VCD) Freising-Erding-Dachau e. V. als Interessensvertretung der Radfahrer:innen im Landkreis Freising fordern die dafür verantwortlichen Kreisrätinnen und Kreisräte daher auf, diese Entscheidung umgehend zu revidieren und alle erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, um die dauerhafte Mitgliedschaft in der AGFK nicht zu gefährden.
Prof. Dr. Andreas Kagermeier vom ADFC Freising merkt an: „Es wäre total wichtig, bei der Umsetzung von Radrouten endlich voran zu kommen, damit durchgängig und sicher zwischen den Gemeinden des Landkreises gefahren werden kann. Die Verbindung von Freising nach Neufahrn und Garching steht hier ganz oben auf der Bedarfsliste – ebenso wie kleinere Ortsverbindungen entlang von Kreisstraßen, z. B. von Freising nach Sünzhausen, von Au nach Haslach oder von Tüntenhausen nach Zolling“.
Emilia Kirner vom VCD Freising ergänzt: „Der Landkreis wollte fahrradfreundlich werden – jetzt bremst er sich selbst aus. Der Planungsausschuss hat wichtige Schritte abgelehnt. Damit kann der Landkreis die AGFK-Zertifizierung vergessen. Statt Fortschritt gibt es Blockade. Wer Fahrradfreundlichkeit beschließt, muss auch liefern. Der VCD Freising fordert: weniger Taktik, mehr Wille zur Veränderung“.
Dabei kann zwar in Frage gestellt werden, ob es wirklich ein (weiteres) Radroutenkonzept eines externen Planungsbüros braucht. Der Landkreis hat bereits 2014 die im Landkreis auszubauenden Radrouten ausgearbeitet … und seither allerdings so gut wie nichts davon umgesetzt. Auch im Rahmen des Radverkehrsnetz Bayern wurde 2022 der Bedarf an Ortsverbindungsrouten im Landkreis Freising dokumentiert … wiederum ohne entsprechende Umsetzungen. Eine Aktualisierung des Radroutenausbauplans könnte sicherlich auch von den Mitarbeiter:innen der Kreisverwaltung in Eigenregie erarbeitet werden. ABER: neben der Infrastruktur sehen die AGFK-Kriterien auch als drei weitere Säulen der Radverkehrsförderung Information, Kommunikation und Service vor. Eine Plattform für den Austausch aller Akteure (auch in den Städten und Gemeinden des Landkreises) wäre eine wichtige Basis für die Verankerung der Fahrradfreundlichkeit des Landkreises … und kostet nix. Auch die Ausarbeitung eines Winterdienstplanes, so wie ihn z. B. auch die Stadt Freising erstellt hat, kann mit Bordmitteln erfolgen und wäre ein wichtiges kommunikatives Signal an die Radfahrer:innen, wo im Winter mit geräumten Wegen zu rechnen ist.
Letztendlich erscheint ADFC und VCD auch ein Beschilderungskonzept als nicht ganz so vordringlich. Von manchen Gemeinden und dem Landkreis wurden in den letzten Jahren eine Vielzahl von Schildern an Radrouten aufgestellt. Auch wenn diese nicht mehr ganz den aktuellen Richtlinien entsprechen, sind sie noch funktional, so dass in Zeiten knapper öffentlicher Kassen auch relativ problemlos nach hinten geschoben werden können. Aber das Bekenntnis und Engagement für durchgängigen Radwege und ein fahrradfreundliches Klima im Landkreis ist eben klar mit der AGFK-Mitgliedschaft als bindender Rahmen verbunden, den Worten dann auch Taten folgen zu lassen.
Ausgewählte Beispiele für fehlende Radwegeinfrastruktur im Landkreis Freising
Fehlender Radweg von Freising nach SünzhausenAbruptes Ende des Radwegs in Tüntenhausen
Schlechter Radweg von Freising nach NeufahrnFehlender Radweg von Tüntenhausen nach Erlau
Fehlender Radweg von Attaching zum FlughafenFehlender Radweg von Erlau nach Zolling
Leserbrief zu den Diskussionen um die neue Radverkehrsführung an der OBI-Kreuzung:
Wann sind Radfahrer sicherer?
Noch vor einigen Jahren glaubte man, dass der massive Bau von Radwegen in Städten die Sicherheit der Radfahrer erhöhen würde. Inzwischen sind die Experten klüger, denn es hat sich herausgestellt, dass dies nicht der Fall war. Viele mögen es ja nicht glauben, aber es ist so: Innerorts fährt man auf der Fahrbahn in der Regel sicherer als auf einem Radweg.
Weshalb? Weil man an jeder Kreuzung und an jeder Grundstücksauffahrt unweigerlich wieder mit dem Kfz-Verkehr in Berührung kommt. An Kreuzungen, Einmündungen und Ausfahrten achten die Pkw-Fahrer in erster Linie auf den Kfz-Verkehr. Radfahrer werden gern übersehen, wenn sie hinter parkenden Autos oder auf linken Seiten geführt werden. Sie sind die meiste Zeit auch nicht im Blickfeld der Autofahrer, die die Radfahrer beim Rechtsabbiegen erst im letzten Moment sehen.
Andererseits fühlen sich viele Radfahrer auf Radwegen in Sicherheit und passen nicht richtig auf. Da viele Radwege nur durch einen Strich von Bürgersteigen getrennt wurden, verminderte sich die Sicherheit der Fußgänger ebenfalls. Gerade ältere Menschen oder Kleinkinder fühlen sich durch rasch vorbeifahrende Radfahrer gestört oder behindert. Bei vielen Radwegen wurde zudem den Fußgängern Platz weggenommen.
In Reutte in Tirol führt man im Juni ein einzigartiges Pilotprojekt ein: Durch eine spezielle Bodenmarkierung in der Straßenmitte – ein doppelter Richtungspfeil und ein aufgemalter Radfahrer – wird den Autofahrern signalisiert, dass Radfahrer erwünscht sind. Die Radfahrer sollen mitten auf dem Pfeil, also fast in Fahrbahnmitte fahren. Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit der Landesstraßenverwaltung durchgeführt.
Die neuen Erkenntnisse über die Sicherheit von Radfahrern sollten von der Verwaltung bei neuen Planungen berücksichtigt werden!