Referent:innen der ÖPNV-Fachtagung am 27. Mai 2025 im historischen Straßenbahndepot in Nürnberg
Photo: VCD Bayern
Vor dem Hintergrund der auch im Landkreis letztes Jahr begonnenen Diskussion um die Reduzierung des vom Landkreis als Aufgabenträger bestellten straßengebundenen ÖPNV-Angebotes hat einer der Freisinger VCD Aktiven zusammen mit einem Kollegen aus Coburg die VCD ÖPNV-Fachtagung 2025 organisiert:
ÖPNV im Ländlichen Raum
Herausforderung der Daseinsvorsorge in Zeiten knapper öffentlicher Finanzen
Die von beiden anlässlich der Veranstaltung formulierte Pressemitteilung des VCD Landesverbands wird hier dokumentiert.
Pressemitteilung des VCD Landesverbands Bayern vom 28.05.2025
ÖPNV im Ländlichen Raum weiterentwickeln und auskömmlich finanzieren
– Verkehrsverbände und Zuständige in den Kommunalverwaltungen erwarten klare Positionierung der bayerischen Landespolitik für den Ausbau des ÖPNV
Der große Zuspruch zur Fachtagung des Landesverbands Bayern des ökologischen Verkehrsclubs Deutschland (VCD) hat gezeigt, dass das Themenfeld des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) den Zuständigen in den Landkreisen und kleineren kreisfreien Städten auf den Nägeln brennt. Die Vorträge haben gezeigt, wie vielfältig aktuell die bayerischen Landkreise unterwegs sind. Das geht von der Anbindung an reaktivierte Bahnstrecken über neue Schnellbuslinien oder auch neu gestaltete bedarfsorientierte Systeme. Der VCD sieht hier noch erhebliche Potentiale der Optimierung, um auch im Ländlichen Raum für die Bürger:innen ein angemessenes öffentliches Mobilitätsangebot zu gewährleisten, das für die Herstellung und Erhaltung gleichwertiger Lebensbedingungen notwendig ist. Gleichzeitig wurde auch deutlich, dass eine auskömmliche und verstetigte Finanzierung durch die Bundes- und Landesebene eine unabdingbare Voraussetzung darstellt, damit die kommunalen Aufgabenträger dieses Ziel erreichen können.
Die VCD Fachtagung „ÖPNV im Ländlichen Raum: Herausforderung der Daseinsvorsorge in Zeiten knapper öffentlicher Finanzen“ fand am 27. Mai 2025 im thematisch passenden Ambiente des historischen Straßenbahndepots der VAG in Nürnberg statt. Sie wurde in Kooperation mit Kooperation mit der Landesgruppe Bayern des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) e. V. und dem Landesverband Bayerischer Busunternehmer (LBO) e. V. veranstaltet.
Der ÖPNV steht derzeit von gleich mehreren Seiten unter Druck: Die Kosten steigen überproportional an und auf der Einnahmenseite begrenzt das Deutschlandticket die Finanzierung durch die Nutzer:innen. Gerade im Ländlichen Raum ist die Lage des straßengebundenen ÖPNV außerordentlich herausfordernd. Der ÖPNV stellt bei den kreisfreien Städten und Landkreisen immer noch eine freiwillige Aufgabe dar und steht bei der aktuell angespannten Budgetlage in harter Konkurrenz zu Pflichtaufgaben.
Auch im Ländlichen Raum soll ein angemessenes öffentliches Mobilitätsangebot als Daseinsvorsorge gewährleistet werden. Gleichzeitig hat die Bayerische Staatsregierung das Ziel formuliert, bis 2030 eine Verdoppelung der Fahrgastzahlen zu erreichen, damit auch der Verkehrssektor seinen Beitrag zum Klimaschutz leistet.
Prof. Dr. Andreas Kagermeier, stellvertretender Landesvorsitzender des VCD Bayern, erwartet sich von der Fachtagung neuen Schwung für die gesellschaftliche Bedeutung des ÖPNV im Ländlichen Raum: „Immer wieder mussten wir in den letzten Jahren erleben, dass der ÖPNV in der politischen Wahrnehmung ein Mauerblümchendasein fristete. Oft ist in den Landkreisen nur eine Verwaltungskraft für die ÖPNV-Angelegenheiten zuständig. Da bleibt neben dem Alltagsgeschäft einfach keine Zeit, Zukunftsvorstellungen für einen ÖPNV-Ausbau zu erarbeiten – insbesondere dann, wenn der politische Rückhalt in den Landkreisen fehlt. Die Tagung hat – auch mit den dort vorgestellten Good Practise Beispielen – gezeigt, dass sich die Aufgabenträger inzwischen teilweise deutlich professionalisiert haben und nun in der Lage sind, komplexen landkreisübergreifende Kooperationsprojekte wie z. B. dem Alpenbus zum Durchbruch zu verhelfen, wenn die Politik vor Ort entsprechend unterstützt. Die Kooperation des VCD als Vertreter der Fahrgastinteressen mit den beiden Interessensverbänden der Verkehrsunternehmen VDV und LBO bedeutet, dass gemeinsam die Interessen der Bürger:innen und der Branche angegangen werden“.
Dies ist auch dringend und notwendig, wie Gerd Weibelzahl vom VCD Bayern ergänzt. Weibelzahl weiter: „Gerade erst hat eine Studie im Auftrag der Deutschen Bahn aufgezeigt, dass der ÖPNV trotz des gerade im ländlichen Raum noch bescheidenen Angebotsstandards für jeden eingesetzten Euro einen Nutzen von drei Euro bringt. Damit wird bundesweit eine Wertschöpfung von 75 Mrd. Euro generiert. Und eine aktuelle Studie von Greenpeace hat die Probleme der ÖPNV-Anbindung gerade des ländlichen Raums in Bayern offengelegt. Somit erwarten wir uns von der Politik keine kleinteiligen Diskussionen über Kosten oder wenig besetzte Busse mehr, sondern eine offensive Vorgehensweise“.
Ziel sollte es sein, das passende Verkehrsangebot für die Regionen als Mix zwischen Bahnreaktivierungen, kreisübergreifenden Schnellbussen, „normalen“ Linienbussen und bedarfsorientierten Angeboten zu entwickeln. Eine deutlich höhere Nutzungsquote beim ÖPNV schafft Arbeitsplätze, generiert Wertschöpfung und schafft gleichwertige Lebensbedingungen in den kreisfreien Städten und Landkreisen. Eine der Grundvoraussetzungen hierfür ist allerdings eine auskömmliche und mittelfristig zuverlässige Bereitstellung von Mitteln durch die Bundes- und Landesebene.
Weiterführende Informationen:
- zur Veranstaltungsseite (auch mit Folien der gehaltenen Vorträge zum Download):
- Landesgruppe Bayern des Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) e. V.
- Landesverband Bayerischer Busunternehmer (LBO) e. V.
- Studie Deutsche Bahn zu Wertschöpfung des ÖPNV
- Studie Greenpeace zur ÖPNV-Anbindung
Ansprechpartner:
Andreas Kagermeier, andreas.kagermeier@vcd-bayern.de, 0172 / 9600 865
Gerd Weibelzahl, gerd.weibelzahl@vcd-bayern.de, 0160 / 9460 5819
Der ökologische Verkehrsclub VCD ist ein gemeinnütziger Umweltverband, der sich für eine umweltverträgliche, sichere und gesunde Mobilität einsetzt. Im Mittelpunkt steht dabei der Mensch mit seinen Bedürfnissen und Wünschen für ein mobiles Leben. Seit 1986 kämpft der VCD für ein gerechtes und zukunftsfähiges Miteinander zwischen allen Menschen auf der Straße – egal, ob sie zu Fuß, auf dem Rad, mit Bus und Bahn oder dem Auto unterwegs sind. Bundesweit rund 55.000 Mitglieder, davon 8.000 in Bayern unterstützen die Arbeit des VCD für eine zukunftsfähige Mobilität.